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Werkstoffwahl beim Saugschlauch – Anforderungen, Eigenschaften und Einsatzbereiche im Vergleich

15.07.2025 | News

Die Leistungsfähigkeit eines Saugschlauchs wird entscheidend durch das eingesetzte Material bestimmt. In Industrie, Handwerk, Landwirtschaft und vielen spezialisierten Anwendungen muss ein Saugschlauch ganz unterschiedliche physikalische, chemische und mechanische Anforderungen erfüllen. Dazu zählen Abriebfestigkeit, Temperaturbeständigkeit, Flexibilität, Medienresistenz und elektrische Leitfähigkeit. Die Wahl des richtigen Werkstoffs hat unmittelbaren Einfluss auf Effizienz, Lebensdauer, Sicherheit und Betriebskosten.

Hersteller bieten eine Vielzahl an Materialien und Materialkombinationen an, die jeweils spezifische Vor- und Nachteile mit sich bringen. Ein grundlegendes Verständnis der Materialeigenschaften ist daher Voraussetzung für eine sachgerechte Auswahl – unabhängig davon, ob der Saugschlauch in der Lebensmittelverarbeitung, der chemischen Industrie oder in Absauganlagen auf der Baustelle eingesetzt wird.

Übersicht über die gängigen Werkstoffe

Die Bandbreite der Werkstoffe für Saugschläuche reicht von klassischen Kunststoffen wie PVC über hochfeste Polyurethane bis hin zu speziellen Elastomeren und Hochleistungskunststoffen. Die wichtigsten Werkstoffe im Überblick:

Polyvinylchlorid (PVC)

Eigenschaften:

  • Gute Flexibilität und Biegsamkeit
  • Hohe Chemikalienbeständigkeit (gegen viele Säuren und Laugen)
  • Preisgünstig in der Herstellung
  • Transparent möglich – erlaubt Sichtkontrolle des Förderguts

Einschränkungen:

  • Eingeschränkte Temperaturbeständigkeit (meist -10 °C bis +60 °C)
  • Versprödung bei niedrigen Temperaturen
  • Weniger abriebfest als andere Materialien

Typische Anwendungen:

  • Absaugung von Luft, Staub und nicht abrasiven Medien
  • Leichte Förderaufgaben in der Agrarwirtschaft oder im Reinigungssektor

Polyurethan (PUR)

Eigenschaften:

  • Sehr hohe Abriebfestigkeit – ideal für abrasive Medien wie Granulate, Späne oder Sand
  • Gute Temperaturbeständigkeit (bis ca. +90 °C, kurzzeitig auch mehr)
  • Exzellente Elastizität und Rückstellkraft
  • Gute Beständigkeit gegenüber Ölen und Fetten

Einschränkungen:

  • Höhere Materialkosten
  • Empfindlich gegenüber UV-Strahlung bei längerer Exposition

Typische Anwendungen:

  • Industrielle Absaug- und Fördertechnik
  • Saugschlauch für Kunststoffgranulate, Holzstaub, Pulver oder Betonstaub
  • Einsatz in Recyclinganlagen, Baustellen, Silos und Förderanlagen

Gummi (NR/SBR, NBR, EPDM, etc.)

Eigenschaften:

  • Sehr robust und mechanisch belastbar
  • Ausgezeichnete Elastizität, auch bei Kälte
  • Spezifisch formuliert für hohe Medienresistenz (z. B. NBR gegen Öle)
  • Gut geeignet für vibrationsintensive Einsätze

Einschränkungen:

  • Deutlich schwerer als Kunststofflösungen
  • Je nach Mischung eingeschränkte Beständigkeit gegen bestimmte Chemikalien
  • Häufig undurchsichtig – keine Sichtkontrolle möglich

Typische Anwendungen:

  • Tankwagen, Bauindustrie, chemisch belastete Umgebungen
  • Saugschlauch für Schlämme, Öle, Kraftstoffe oder Dampf
  • Einsatz unter hohen mechanischen Beanspruchungen

Silikon

Eigenschaften:

  • Sehr hohe Temperaturbeständigkeit (bis über +200 °C)
  • Geruchs- und geschmacksneutral
  • Hohe Elastizität auch bei extremen Temperaturen
  • Beständig gegenüber vielen Chemikalien

Einschränkungen:

  • Geringe mechanische Abriebfestigkeit
  • Höhere Anschaffungskosten
  • Weniger geeignet für hohe Förderdrücke

Typische Anwendungen:

  • Pharmaindustrie, Medizintechnik, Lebensmittelproduktion
  • Saugschlauch für Dampf, heiße Luft oder empfindliche Medien
  • Dort, wo hygienische Anforderungen dominieren

Thermoplastische Elastomere (TPE)

Eigenschaften:

  • Kombination aus den Vorteilen von Thermoplasten und Elastomeren
  • Gute Rückstellkraft, chemische Beständigkeit und Verarbeitbarkeit
  • Wiederverwertbar (im Gegensatz zu vielen klassischen Elastomeren)

Einschränkungen:

  • Eingeschränkte mechanische Belastbarkeit im Vergleich zu PUR oder Gummi
  • Noch begrenzte Verfügbarkeit in Spezialsegmenten

Typische Anwendungen:

  • Medizinische und technische Anwendungen
  • Leichte bis mittlere Förderaufgaben
  • Umweltfreundliche Alternative bei moderaten Anforderungen

Kriterien für die Materialwahl

Die Auswahl des geeigneten Werkstoffs für einen Saugschlauch richtet sich nicht ausschließlich nach dem Fördergut. Weitere Einflussfaktoren sind:

Temperaturbereich

Der zu erwartende Temperaturbereich – sowohl des Mediums als auch der Umgebung – hat maßgeblichen Einfluss. PVC etwa verliert bei Kälte seine Elastizität, während Silikon und bestimmte PUR-Typen auch bei hohen Temperaturen formstabil bleiben.

Abrasivität und Partikelgröße

Fördergüter wie Schotter, Sand, Glasbruch oder Kunststoffgranulat erzeugen hohe Reibung. Hier sind besonders abriebfeste Materialien wie PUR gefragt. Je nach Anwendung kann eine Wandverstärkung oder ein glatter Innenmantel den Verschleiß zusätzlich reduzieren.

Chemische Beständigkeit

Der Kontakt mit Ölen, Laugen, Säuren oder Lösungsmitteln setzt einen chemisch stabilen Werkstoff voraus. Je nach Substanz eignen sich NBR-Gummi, PVC oder spezielle TPEs besser. Eine detaillierte Medienbeständigkeitstabelle ist bei der Materialauswahl unerlässlich.

Elektrische Leitfähigkeit

In explosionsgefährdeten Bereichen (ATEX-Zonen) müssen Saugschläuche antistatisch oder elektrisch leitfähig sein, um Funkenbildung durch elektrostatische Aufladung zu verhindern. Dies wird durch spezielle Zusätze im Material oder durch integrierte Drahtspiralen erreicht.

Hygienische Anforderungen

In der Lebensmittel- oder Pharmaindustrie gelten besondere Anforderungen an die Materialreinheit. Saugschläuche müssen dort geruchs- und geschmacksneutral, leicht zu reinigen und resistent gegen Reinigungschemikalien sein. Nur zertifizierte Materialien wie FDA-konformes Silikon oder spezielle Polyurethane dürfen zum Einsatz kommen.

Konstruktive Unterschiede und Materialkombinationen

Viele moderne Saugschläuche bestehen nicht aus einem einzigen Werkstoff, sondern nutzen Mehrschichtaufbauten oder Materialkombinationen. Typisch ist beispielsweise ein PUR-Mantel mit eingebetteter Stahlspirale zur Verstärkung, oder ein Gummischlauch mit textilem Gewebe zur Druckbeständigkeit.

Die Materialwahl beeinflusst nicht nur die chemischen und physikalischen Eigenschaften, sondern auch das Handling:

  • Gewicht: Leichte Kunststoffe wie TPE oder PVC ermöglichen einfache Handhabung bei mobilen Anwendungen
  • Flexibilität: Elastomere bieten hohe Biegsamkeit, PUR mit Spiralverstärkung hingegen definierten Biegeradius
  • Transparenz: PVC und einige PUR-Typen sind durchsichtig – ideal zur Sichtkontrolle des Fördermediums

Durch gezielte Kombination dieser Eigenschaften entstehen individuell anpassbare Lösungen für fast jeden industriellen Anwendungsfall.

Praxisgerechte Auswahl durch technische Beratung

Da die Anforderungen in der Praxis sehr spezifisch sind, ist eine qualifizierte Beratung durch Hersteller oder Fachhändler oft unerlässlich. Neben der technischen Auslegung sollten dabei auch Aspekte wie Verfügbarkeit, Lieferzeiten, Zertifizierungen oder Serviceleistungen berücksichtigt werden. Eine enge Abstimmung zwischen Konstruktion, Einkauf und Anwendungstechnik hilft, Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Wird beispielsweise ein Saugschlauch mit falschem Material gewählt – etwa ein PVC-Schlauch für heiße Luft – kann dies zu frühzeitigem Versagen, Gesundheitsrisiken oder Produktionsstillstand führen. Andererseits können überdimensionierte Lösungen unnötige Kosten verursachen.

Materialwahl als Schlüssel für langlebige Systemlösungen

Die gezielte Auswahl des passenden Werkstoffs trägt maßgeblich zur Effizienz, Sicherheit und Langlebigkeit eines Fördersystems bei. Ob es um die Förderung von abrasivem Schüttgut, die Absaugung aggressiver Dämpfe oder den hygienischen Transport von Lebensmitteln geht – ein Saugschlauch entfaltet seine Leistung nur dann voll, wenn er werkstoffseitig auf den Einsatzzweck abgestimmt ist.

Moderne Anwendungen verlangen zunehmend nach maßgeschneiderten Lösungen, die nicht nur technische Anforderungen erfüllen, sondern auch wirtschaftlich und nachhaltig überzeugen. Die Werkstoffwahl ist dabei kein rein technischer, sondern ein strategischer Entscheidungsfaktor.

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